Restrukturierung: wer überlebt und wer geht?
Pandemie - Brandbeschleuniger, Turbo Booster oder Augenöffner für das Management? Wer schafft es, durch Restrukturierungsmaßnahmen einen Turnaround in eine neue „Normalität" zu erreichen?
Die Evolutionstheorie nach Darwin spielt derzeit auch in der Wirtschaft eine nicht zu unterschätzende Rolle bei diesen Kernfragen. Der Lebenszyklus (nach Segantini) von Unternehmen in ihren verschiedenen Phasen muss für jedes Unternehmen definiert werden, um dadurch einen Turbo Booster, Brandbeschleuniger oder einen Augenöffner zu erhalten. Davon können notwendige Restrukturierungen und die damit verbundenen Maßnahmen abgeleitet werden.
Die neue „Normalität“
Die mir bisher bekannten Projekte im Rahmen von Krisenmanagement oder Restrukturierungen haben in der Regel Unternehmen in einem geordneten Umfeld betroffen. Relativ unbekannt sind die Unternehmenskrisen in einem sich neu orientierenden Wirtschaftsumfeld. Man spricht immer mehr von einer neuen „Normalität", die es für viele Wirtschaftsunternehmen noch zu definieren gilt.
Diese aktuelle „globale" Krise ist ohne erkennbare Vorzeichen von heute auf Morgen „befohlen" worden. Das weltwirtschaftliche Zusammenwirken ist aus den Fugen geraten.
Zunehmende Bedeutung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
30 Jahre Restrukturierungsmanagement lassen die Empfehlung zu, die aktuelle regionale, nationale und weltwirtschaftliche Entwicklung in einer neuen Gewichtung in das Unternehmensmanagement mit einzubinden. Diese Dimensionserweiterung hilft bei der Klärung der Frage der eigenen Abhängigkeit im operierenden Marktgeschehen, in dem das Unternehmen sich befindet.
Die meisten Unternehmen geraten durch den Umsatzrückgang in eine Unternehmensschieflage, die sich zur Unternehmenskrise ausweiten kann. Dies unabhängig davon, ob der Umsatzrückgang durch eine „normale" Krise oder durch diese „globale" Krise ausgelöst wurde. In jedem Fall muss die Ursachenergründung zur Kernfrage werden.
Kernfrage: „Ist das aktuelle Geschäftsmodell des Unternehmens in der Lage, ein Umsatzwachstum zu generieren?“
Die Beantwortung dieser Kernfrage basiert auf folgenden Unternehmensbereichen: dem Produktspektrum, den Vertriebskanälen zur Marktbearbeitung und der Kundenstruktur im sich verändernden Wirtschaftsumfeld.
Hat sich das Unternehmen vor dieser „globalen Krise" bereits in einer schwierigen Lage befunden, müssen die Ursachen aus dieser Perspektive ermittelt werden. Sollte das Unternehmen durch die „globale Krise" in diese Krisensituation gekommen sein, müssen bei der Suche nach Restrukturierungsansätzen das sich für die Zukunft neu abzeichnende Marktumfeld und die veränderte neue „Normalität" neu definiert und einbezogen werden. Daraus kann eine Differenzierung zu den Mitbewerbern als Wettbewerbsvorteil generiert werden.
Verändertes organisches Unternehmenswachstum
Nach dem Ende dieser Krise wird nichts mehr so sein, wie wir dies aus der Vergangenheit kennen.
Ein „normales organisches Unternehmenswachstum" wird es in der gewohnten Form in vielen Branchen nicht mehr geben. Vor allem Unternehmen rund um die Automobilbranche befanden sich bereits vorher in einer kritischen Situation. Dies macht es notwendig, eine Wachstumsstrategie in vorhandenen oder neu zu definierenden Märkten zu entwickeln.
Die SWAT-Strategie
Da ein organisches Wachstum in stagnierenden Märkten eher unwahrscheinlich ist, sind Maßnahmen zur Bekämpfung des Wettbewerbs mittels einer SWAT Strategie
S = Special
W = Wappon
A = and
T = Tactics
notwendig.
Grundlage ist eine zuvor durchgeführte Wettbewerbsanalyse, um die „Angriffsstrategie" daraus abzuleiten und mit den definierten Maßnahmen das notwendige Umsatzwachstum im stagnierenden Marktumfeld zu generieren.
Darauf aufbauend folgen die weiteren Maßnahmen zur qualifizierten Restrukturierung des Unternehmens im Hinblick auf
- die Produktivität in allen Unternehmensbereichen („Schmarotzerprozesse" identifizieren und eliminieren)
- die Preisbildung und Rohertragsschöpfung (Käufermarkt/ Produktion/ Beschaffungsmarkt).
Ebenfalls notwendig sind die Untersuchung der kompletten Vertriebsstruktur und eine entsprechende Anpassung der Wachstumschancen.
Restrukturierung als Überlebensstrategie
Wer sich mit diesen Punkten intensiv und kritisch auseinandersetzt, hat eine große Chance, den richtigen Weg am Scheideweg in eine überlebensfähige Richtung zu nehmen.
Um es mit Darwin zu beschreiben: Überleben wird der, der sich am schnellsten und am besten an die neue Lebenssituation anpassen kann.
Bernd Wanke arbeitet im Interim Management u.a. als Chief Restructuring Officer (CRO) und ist in dieser Funktion häufig für die Restrukturierung vorhandener Geschäftsmodelle verantwortlich. Dabei blickt er auf über 30 Jahre Erfahrung im Sanierungsmanagement / Changemanagement zurück. Langjährige Erfahrungen konnte er u.a. in den USA, Japan, Skandinavien, Europa und China machen. Damit ist er ein ausgewiesener Kenner der internationalen Märkte.